Was hat ein Mensch mit Querschnittlähmung mit dem Urologen zu tun?
Fast immer kommt es zu einer Störung der Nervenversorgung der unteren Körperhälfte. Dies bedeutet eine schwere Funktionsstörung der Harnblase und des Darms. Die Blasenfunktionsstörung kann im schlimmsten Fall zu einem Ausfall der Nierenfunktion führen. Daneben kann es zum unfreiwilligen Verlust von Harn und Stuhl kommen.

Welche anderen neurologischen Erkrankungen gehen mit Blasenfunktionsstörungen einher?
Viele Menschen, die an Multiple Skerose erkrankt sind, haben eine Störung der Nervenversorgung der Blase. Auch Entzündungen des Rückenmarks, die Parkinson-Erkrankung, Bandscheibenvorfälle, Zuckerkrankheit oder große Operationen im kleinen Becken gehen mit einer neurogenen Blasenfunktionsstörung einher.

Für welche Probleme ist der Urologe zuständig?
Die Blasenfunktionsstörung, die damit möglicherweise verbundene Nierenfunktionsstörung sowie die Inkontinenz und die Störung von Fruchtbarkeit und Sexualfunktion

Wie oft soll ein Urologe aufgesucht werden?
In der Frühphase innerhalb der ersten 3 Monate. Die weiteren Termine sind abhängig von den erhobenen Befunden und dem individuellen Risikoprofil. In der Regel sollte eine urodynamische Untersuchung und eine Nierenfunktionsprüfung alle 1-2 Jahre durchgeführt werden.

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Ist eine Blasenfunktionsstörung gefährlich?
Unbehandelt und unbeobachtet: JA! Früher sind viel Menschen an der neurogenen Blasenentleerungsstörung gestorben. Das ist heute, auf Grund der neurourologischen Betreuung von Betroffenen, nicht mehr so.

Gibt es verschieden Blasenfunktionsstörungen?
Grundsätzlich werden zwei verschiedene Arten unterschieden. Die „schlaffe“ und die „spastische“ Blasenfunktionsstörung. Dazwischen gibt es gemischte Formen. Zusätzlich kann das Harndrangempfinden gestört sein.

Wie wird festgestellt welche Blasenfunktionsstörung ein Betroffener hat?
Durch eine urodynamische Untersuchung. Das ist eine einfache, schmerzlose Untersuchung, bei der der Innendruck der Harnblase bei Füllung und Entleerung der Harnblase gemessen wird. Durch gleichzeitige Durchleuchtung kann ausserdem die genaue Art der Lähmung und das Risiko für die Nieren bestimmt werden. (Videourodynamik)

Gibt es Zeichen für eine Gefährdung von Nieren oder Blase?
Ein hoher Innendruck oder eine schlechte Dehnbarkeit der Blase sind für die Nieren gefährlich. Veränderungen wie eine Zunahme der Spastik, häufige Harnwegsinfekte, Abgeschlagenheit oder plötzlicher hoher Blutdruck (oft mit Kopfschmerzen, Schwitzen, Unwohlsein) sind Zeichen, das etwas nicht stimmt.

Inkontinenz bei neurogener Blasenentleerungsstörung
Der Urologe kann verschiedene Formen von Inkontinenz unterscheiden. Die Überlaufinkontinenz, bei der die Blase einfach „überläuft“, die schließmuskelbedingte Inkontinenz, die auf eine Lähmung oder Schwäche des Schließmuskels beruht und die Reflex- oder Dranginkontinenz, die durch die unkontrollierte Eigentätigkeit des Blasenmuskels hervorgerufen wird.

Warum leiden Menschen mit Blasenfunktionsstörungen häufig an Harnentzündungen?
Blasenmuskel und Schließmuskel arbeiten nicht korrekt zusammen. Dadurch verbleibt Restharn, ein ausgezeichneter Nährboden für Bakterien. Aber auch Veränderungen der Blasenanatomie oder eine dauerhafte Harnableitung führen zu wiederkehrenden Entzündungen.

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Dauerkatheter und suprapubischer Katheter
Die Entleerung des Urins über einen Dauerkatheter ist die schlechteste aller Möglichkeiten. Ein Dauerkatheter über längere Zeit verkürzt die Lebenserwartung erheblich und führt zu einer Reihe unangenehmer und gefährlicher Komplikationen. Auch bei einem suprapubischen Katheter sollte unbedingt auf eine Dauerableitung verzichtet werden, weil dies sonst zu einer Schrumpfung der Blase führt.

Blasenentleerung durch Pressen
Manchen Menschen gelingt es durch die Bauchpresse oder mit den Händen die Blase auszupressen. Diese Methode schadet der Harnblase, weil einerseits mehr oder weniger Restharn zurückbleibt, andererseits, weil ein unnatürlich hoher Druck auf Blase und Schießmuskel einwirkt und diese Organe beschädigt.

Blasenentleerung durch Reflexentleerung
Durch Beklopfen des Unterbauchs kann ein Reflex zur Entleerung der spastischen Blase ausgelöst werden. Dies Methode wurde früher häufig zusammen mit einer Schließmuskeleinkerbung kombiniert. Sie wird heute nur noch selten bei Patienten mit hohem Querschnitt unter engmaschiger Kontrolle des Blaseninnendrucks angewandt.

Intermittierender (Selbst-) Katheterismus
Der intermittierende Katheterismus ist eine einfache Methode die Harnblase schonend und ohne schädlichen Druck zu entleeren. Dabei werden die Nieren bestmöglich geschützt. Auf Bus, Bahn oder Flugreisen kann es jedoch mitunter schwierig sein diesen durchzuführen.

Welche zusätzlichen Massnahmen können notwendig sein?
Bei überaktiven Blasen kann es notwendig sein, die Eigentätigkeit der Blase zu dämpfen. Dies geschieht mit Medikamenten oder mit Injektionen von Botulinum Toxin direkt in die Blase. Bei zu geringem Fassungsvermögen der Blase kann es notwendig sein eine Blasenaugmentation durchzuführen. Wenn der Verschluss unterhalb der Harnblase zu schwach ist, kann der notwendige Verschluss durch eine Operation erreicht werden.

Urologische Operationen bei neurogenen Blasenentleerungsstörungen
Meistens bedeutet eine Operation etwas Unumkehrbares. Grundsätzlich gilt in der Medizin „First Do No Harm“ – zu allererst nicht schaden. Daher ist es notwendig, zunächst alle nicht operativen Behandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Solle es nicht gelingen mit diesen Methoden sein Auslagen zu finden, sind Operationen notwendig, um eine Verschlechterung zu verhindern und/oder die Lebensqualität zu verbessern. Zu diesen Operationen zählen der Vorderwurzelstimmulator, die Ersatzblase oder Blasenvergrößerungsoperation, die Schließmuskeleinkerbung, eventuell in Kombination mit einem künstlichen Schliessmuskel sowie der sakrale Neuromudulator.

Eierlegendewollmilchsau Operationen
Gibt es leider immer noch nicht. Neue operative Verfahren werden immer wieder entwickelt, bedürfen aber zunächst einer strengen wissenschaftlichen Prüfung und sollten daher nur im Rahmen von objektiven, vergleichenden Studien durchgeführt werden und müssen für den Patienten daher vollkommen kosten frei sein.

Meine Neuro-Urologische Expertise
Nachdem ich eine Ausbildung an der Neurourologischen Ambulanz der Universitätsklinik Innsbruck absolviert habe und daher mit diesen Krankheitsbildern besonders vertraut bin, fühle ich mich Patienten mit neurologischen Erkrankungen oder einer Querschnittlähmung gegenüber besonders verpflichtet. Als Leiter des Beckenbodenzentrums im Landesklinikum Korneuburg habe ich daher auch einen Schwerpunkt auf neurourologische Patienten gelegt, die in unserem Team interdisziplinär behandelt und betreut werden.

In den letzten Jahren hat es in der Neurourologie zahlreiche Fortschritte gegeben, sodass viele Behandlungsmethoden, die vor einigen Jahren noch etabliert waren, heute bereits als unzeitgemäß gelten.

Als Mitglied der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich und der International Continence Society bilde ich mich regelmäßig auf diesem schwierigen Gebiet der Urologie weiter, sodass ich zahlreiche Untersuchungs- und Behandlungsmethoden anbieten kann.

Das Ziel aller Maßnahmen sind ein Niederdrucksystem in Blase, Harnleiter und Nieren sowie eine optimale Lebensqualität der Betroffenen.

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